Impressionen | Re Making of Innercity Housing Workshop | Oktober 2021

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Impressionen | Re Making of Innercity Housing | Oktober 2021

Nicht zuletzt im Zuge der aktuellen Pandemie und deren räumlichen, sozialen, ökonomischen und funktionalen Folgen ist die Wohnfrage in unseren Städten stärker in den Fokus gerückt und hat ein Fenster der Möglichkeiten geöffnet. Wie ein Brennglas haben der Lock-Down und Home-Office das Augenmerk vermehrt auf die Wohnzufriedenheit, die Wohngerechtigkeit und die Bedeutung des Wohnumfeldes gelegt. Im Zusammenhang mit dem veränderten Mobilitätsverhalten, der hybriden Arbeits- und Alltagswelten, sowie der Trading-Down-Effekte stellt sich die Frage der nachhaltigen Entwicklung unserer (Innen)städte.

Vor diesem Hintergrund hat sich das Forschungsnetzwerk Making of Housing am 25. Oktober 2021 gemeinsam mit externen Partner:innen zur Konferenz Re-Making of Innercity Housing zusammengefunden, um sich mit den verschiedenen Zusammenhängen zwischen Wohnen und Innenstadt und deren politischen, soziologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Kontext auseinanderzusetzen. Drei Programmpunkte bildeten einen spannenden Diskussionsrahmen rund um das Thema ‚Re Making of Innercity Housing‘:

Ergebnispapier

Teil 1 | Podiumsdiskussion

  • BDA Berlin | Julia Dahlhaus
  • Netzwerk Innenstadt NRW | Jens Imorde
  • Verband der Wohnungswirtschaft NRW | Oliver Niermann

Teil 2 | Workshop Städte

  • Duo Mittelstädte | Coburg & Geseke
  • Duo Kleine Großstädte | Cottbus & Solingen & Aachen
  • Duo Großstädte | Bremen & Frankfurt

Teil 3 | Reflexion und Abschlussstatements

  • Technische Hochschule Lübeck | Prof. Dr. Marcus Menzl
  • Deutscher Städtetag | Dr. Timo Munzinger
  • Stein Stadt- und Regionalplanung | Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein

Podiumsdiskussion

Unter der Moderation von Prof. Dr. Agnes Förster und Prof. Dr. Jan Polivka diskutierten Julia Dahlhaus, Jens Imorde und Olivier Niermann inwieweit die Wohnfunktion positiv auf die Stärkung der Innenstädte samt ihrer Zentralbereiche einwirken kann und welche Stellschrauben es braucht, sodass Innenstadt ‚Wohnen‘ und ‚Wohnen‘ Innenstadt wandelt.

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„Sollte es nicht Möglichkeiten geben, um schneller reagieren zu können? Jedes Projekt müsste über einen 8 % Puffer verfügen – 8 % mehr Zeit, 8 % mehr Geld und 8 % mehr Fläche – sodass die Unbekannten eingebaut werden können.“

Julia Dahlhaus | BDA Berlin

„Wohnen ist ein Tanker, der sich nicht leicht bewegen lässt. (…) Die Zeit der Masterpläne ist vorbei.“

Jens Imorde | Netzwerk Innenstadt NRW

„Das Wohnen in den Innenstädten muss in den Städten und Gemeinden wieder Chef:innensache werden. Dazu müssen die Kommunen den Zugriff auf bezahlbare Grundstücke durch eine aktive Liegenschaftspolitik ermöglichen.“

Oliver Niermann | Verband der Wohnungswirtschaft NRW

Städteworkshop

Anhand der Beispiele von ausgewählten deutschen Groß- und Mittelstädten debattierten Akteur:innen aus der Forschung und Praxis in drei individuellen Workshopsessions die Entwicklungen und Wechselwirkungen von Innenstadt und Wohnen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Gemeinsam konnten so praxisorientierte und gestaltbare Lösungsansätze an den Schnittstellen der fünf Perspektiven des Netzwerkes – Prozess, Raumentwicklung, Baupraxis, Wohnpraktiken, Programmierung – herausgearbeitet werden. In dem folgenden Mitschnitt werden die Ergebnisse der drei Sessions in einer Fazit-Runde Revue passiert.

Abschlussstatements

Im Anschluss an die Städteworkshops reflektierten drei prominente Gäste aus der Praxis zentrale Potentiale und Herausforderungen der innerstädtischen Wohnfrage in einer gezielten Abschlussrunde. Vom Mut zur Erprobung alternativer Wohnmodelle, über das Wandelpotential von individualisierten Wohnansprüchen, bis hin zu neuen Formaten der Ko-Kreation von Stadt kamen unterschiedliche Anregungen der Stadtentwicklung zur Geltung.

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„Was erwartet denn die Gesellschaft vom Thema Innenstadt und Wohnen? Welche neuen Wohntypologien sind erforderlich für neue Lebensmodelle? (…) Es geht nicht darum, die alte Nutzungsmischung wiederherzustellen oder die Grundformen zu reaktivieren, die mal in den Innenstädten waren (…) Kann man nicht Wohnorte schaffen und diese ausprobieren lassen? (…) Ausprobieren ist immer die beste Variante.“

Dr. Timo Munzinger | Deutscher Städtetag

„Es gibt keine Allheilmittel. Auch das Wohnen ist kein Allheilmittel, um das Problem der Innenstadt zu lösen. Klar ist, man braucht individuelle Lösungen, die zu den jeweiligen Kommunen passen. (…) Man braucht das richtige Maß und man muss gucken, welche Ressourcen und Potenziale in der jeweiligen Konstellation vorhanden sind. (…) Es geht um eine kritische Masse an Wohnen, die auch eine Quartiersbildung ermöglicht, sodass die wohnbegleitende Infrastruktur, der Einzelhandel und die Gastronomie sich auf das Wohnen anpassen können.“

Prof. Dr. Marcus Menzl | Technische Hochschule Lübeck

„Es kommen mehr Flächen in die Verfügung, welche Banken und der Einzelhandel konzentrieren. Es bleibt eine Kernfrage, wie Kommunen und sozialorientierte Nutzer an diese Flächen kommen, wenn in Zuzugsstädten sich nicht das Preisniveau und die Erwartungen anpassen? (…) Elitäres Wohnen in teuren umzubauenden Gebäuden ist potenziell nicht quartiersbildend. In den Innenstädten, die Ideen brauchen, sind die Themen Varianz und Ko-Kreation extrem wichtig. (…) Heute ist ‚Planen in der Innenstadt‘ anders. Man macht nicht mehr das eine Konzept, das sich sehr städtebaulich orientiert.“

Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein | Stein Stadt- und Regionalplanung

Ausblick

Für das kommende Jahr 2022 knüpft MoH an die diesjährigen gesammelten Erkenntnisse an und widmet sich der Wohnfrage im Hinblick auf die Themen Gesundheit und Wohlbefinden. Neben unterschiedlichen Follow-Up Aktivitäten ist im Herbst 2022 unter anderem die nächste Konferenz zum Thema Wohnen und Gesundheit geplant.

 

Eindrücke aus dem digitalen Workshop